Die regelmäßige Selbstuntersuchung der Vulva ist ein wertvoller Teil Ihrer persönlichen Gesundheitsvorsorge. Durch gezielte Beobachtung und behutsames Abtasten des äußeren Intimbereichs können Veränderungen frühzeitig erkannt und medizinisch abgeklärt werden. Dabei geht es nicht darum, selbst Diagnosen zu stellen – sondern darum, den eigenen Körper besser kennenzulernen, Vertrauen in den eigenen Körper zu entwickeln und ein besseres Körpergefühl zu bekommen.

Vulva oder Vagina?

Wenngleich der Begriff Vagina - oder Scheide - oftmals mit dem gesamten Intimbereich gleichgesetzt wird, so ist sie aus anatomischer Sicht ein Muskelschlauch, der die äußeren Genitalien mit der Gebärmutter verbindet. Die Vulva hingegen ist der Oberbegriff für die äußeren, sichtbaren Geschlechtsteile wie Schamlippen, Klitoris, Harnröhrenöffnung und Scheideneingang.

Wie sieht eine ‚normale‘ Vulva aus?

Jede Vulva ist anders und einzigartig. Es gibt enorm viele Varianten. Schamlippen können glatt oder gefaltet, hell oder dunkel pigmentiert sein. Die beiden Seiten der Schamlippen können symmetrisch sein, müssen es aber nicht. Die inneren Schamlippen können länger sein als die äußeren oder umgekehrt. Auch Klitoris, Schamlippen und Vulva insgesamt unterscheiden sich individuell in Größe und Form.

Zudem verändert sich das Erscheinungsbild der Vulva im Laufe des Lebens. Ursachen hierfür sind meist hormonell bedingt. Einige dieser Veränderungen können jedoch in den Wechseljahren deutlicher sichtbar und spürbar werden. Manche Frauen stellen fest, dass die Haut an ihren Schamlippen dünner geworden ist, juckt und sich weißlich verfärbt hat.


Bedeutung der Selbstuntersuchung

Obwohl die Vulva eine zentrale Rolle für Sexualität und Körperwahrnehmung spielt, bleibt sie für viele Frauen ein eher unbekannter Bereich. Die regelmäßige Selbstuntersuchung kann helfen, ein bewusstes Verhältnis zum eigenen Körper zu entwickeln – frei von Scham, dafür mit Neugier und Selbstfürsorge. Wer das eigene Erscheinungsbild gut kennt, erkennt Veränderungen leichter – etwa in Form von Hautveränderungen, kleinen Knoten oder ungewohnten Empfindungen. Dieses Wissen stärkt nicht nur das Körpergefühl, sondern unterstützt auch die frühzeitige Erkennung möglicher gesundheitlicher Auffälligkeiten.


Ablauf der Selbstuntersuchung

Die Selbstuntersuchung kann unkompliziert durchgeführt werden:

-        Zeit und Lichtverhältnisse: Eine ruhige Umgebung mit ausreichend Licht ist empfehlenswert.

-        Spiegelbetrachtung: Im Sitzen oder Liegen können mit einem Handspiegel die äußeren Genitalien betrachtet werden – inklusive Klitoris, großer und kleiner Schamlippen, Scheideneingang und Dammregion.

-        Abtasten: Sanftes Tasten hilft, mögliche Veränderungen wie Verhärtungen, Empfindlichkeit oder Knoten zu erkennen.

-        Beobachtung von Ausfluss: Vaginaler Ausfluss ist normal. Veränderungen in Farbe, Geruch oder Konsistenz können jedoch auf eine Infektion hinweisen.

-        Regelmäßigkeit: Eine monatliche Wiederholung – beispielsweise nach der Menstruation – kann hilfreich sein.

-        Ergänzende Brustkontrolle: Die Selbstuntersuchung der Vulva lässt sich sinnvoll mit einer regelmäßigen Tastuntersuchung der Brust kombinieren.

 

Mögliche Auffälligkeiten

Im Rahmen einer Selbstuntersuchung können unter anderem folgende Veränderungen auffallen:

-         Hautveränderungen oder Farbabweichungen

-         Knötchen, Schwellungen oder Verhärtungen

-         Bläschen, Warzen, kleine Wunden oder Risse

-         Anhaltender Juckreiz, Brennen oder Schmerzen

-         Veränderung von Form oder Größe der Schamlippen

Nicht jede Veränderung ist bedenklich. Häufige Ursachen sind hormonelle Schwankungen, Infektionen, Reizungen oder gutartige Hautveränderungen. Seltenere Erkrankungen wie Lichen sclerosus oder Vorstufen von Vulvakrebs können ebenfalls auffallen – in diesen Fällen ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung.

 

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Ein gynäkologischer Untersuchungstermin ist ratsam bei:

  • Anhaltendem Juckreiz oder Brennen
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr
  • Blutungen außerhalb der Menstruation
  • Ungewöhnlichem oder übelriechendem Ausfluss
  • Tastbaren Knoten oder Hautveränderungen

Früh erkannte Veränderungen sind in den meisten Fällen gut behandelbar.

 

Fazit

Die regelmäßige Selbstuntersuchung der Vulva ist eine einfache und wirksame Maßnahme, um das Bewusstsein für die eigene Intimgesundheit zu stärken. Sie fördert die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und hilft dabei, Veränderungen oder Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen. Als sinnvolle Ergänzung zur gynäkologischen Vorsorge trägt sie aktiv zur Gesundheitskompetenz und Prävention bei.

 

 

 

Zusätzliche Informationen:
www.lichensclerosus.ch/de/symptome_selbstuntersuchung_red_flags

 

 

 

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinerinnen geprüft. Alle bereitgestellten Informationen und Inhalte sind für die allgemeine unverbindliche Unterstützung vorgesehen und enthalten weder Therapievorschläge noch Heilversprechen. Die Inhalte können das Gespräch zwischen Patient/in und Ärztin/Arzt unterstützen jedoch niemals einen Arztbesuch ersetzen.

×
Dr. Gyn Logo
Warenkorb