Viele Frauen bemerken nach den Wechseljahren Veränderungen im Intimbereich: Trockenheit, Brennen, Juckreiz oder Schmerzen beim Sex. Diese Beschwerden sind keine Seltenheit – sie entstehen häufig durch eine sogenannte vaginale Atrophie (medizinisch auch als urogenitales Menopausensyndrom - GSM). Sind neben der Vagina auch der äußere Intimbereich – also Vulva und Schamlippen – betroffen, spricht man von einer vulvovaginalen Atrophie.
So abschreckend der Begriff auch klingen mag – er beschreibt eine ganz natürliche Folge des sinkenden Östrogenspiegels mit zunehmendem Alter. Laut der Deutschen Menopausengesellschaft sind früher oder später nahezu alle Frauen nach den Wechseljahren davon betroffen – allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß und mit individuell variierendem Leidensdruck.¹
Wie der sinkende Östrogenspiegel Vulva und Vagina beeinflusst
Während der fruchtbaren Jahre sorgt das Hormon Östrogen für eine gute Durchblutung und Elastizität der Scheiden- und Vulvaschleimhaut. Die Schleimhäute bleiben feucht und sind widerstandsfähiger gegen Reizungen und Infektionen.
Mit dem Beginn der Wechseljahre – oder infolge bestimmter medizinischer Behandlungen wie einer Krebstherapie – stellen die Eierstöcke die Produktion des Sexualhormons Östrogen schrittweise ein. In der Folge sinkt auch der Kollagengehalt im Gewebe. Dies wirkt sich auf die Gewebedicke, Durchblutung und Feuchtigkeit aus:
Schleimhaut und Haut werden dünner und empfindlicher
Die natürlichen Falten der Vaginalwand glätten sich, wodurch die Schleimhaut insgesamt glatter wirkt. Gleichzeitig nimmt die Durchblutung ab, was die Scheide blasser erscheinen lässt. In manchen Fällen können feine Einblutungen oder Anzeichen einer Reizung bzw. Entzündung auftreten.
Auch der äußere Intimbereich verändert sich: Die Vulva kann sich verengen, und die äußeren Schamlippen (Labia majora) verlieren an Fülle und Volumen und lassen sich manchmal kaum noch von den inneren unterscheiden. Die Haut am Scheideneingang wird ebenso dünner und verletzlicher.
Trockene und weniger elastische Haut
Der Feuchtigkeitsgehalt sinkt, was beim Sex, bei Bewegung oder beim Sport als unangenehm empfunden werden kann. Auch die sexuelle Erregung verläuft oft langsamer, sodass mehr Stimulation nötig ist, um Lust oder Orgasmus zu erreichen.
Der vaginale pH-Wert steigt
Die schützenden Milchäurebakterien ernähren sich von Zucker, den sie in der obersten Hautschicht finden. Diese wird nun dünner und dadurch vermindert sich auch die Glykogenproduktion. In Folge sinkt die Milchsäurebildung in der Scheide, wodurch der vaginale pH-Wert in den schwach sauren bis neutralen Bereich (pH 5–7) ansteigt. Dieser veränderte pH-Wert begünstigt das Wachstum schädlicher Keime und stört das Gleichgewicht der Scheidenflora. Die Anfälligkeit für Reizungen und Infektionen steigt.
Auch die Harnwege können betroffen sein
Die Blase und Harnröhre verlieren an Gewebeunterstützung. Die sich verkürzende Harnröhre erleichtert das Eindringen von Keimen, was sich unter anderem durch häufigen Harndrang, Inkontinenz, Brennen beim Wasserlassen oder wiederkehrende Blasenentzündungen äußern kann.
Welche Beschwerden sind typisch?
- Trockenheitsgefühl in der Scheide und Scheideneingang
- Brennen oder Jucken
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
- Kleine Schleimhautrisse oder Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr
- Häufiger oder nächtlicher Harndrang, Belastungsinkontinenz
- Brennen beim Wasserlassen
- Wiederkehrende Harnwegsinfekte
- Infektionen
- Nachlassendes sexuelles Verlangen (Libidoverlust)
Diese Beschwerden können nicht nur körperlich belasten – sie schlagen oft auch auf die Psyche. Viele Frauen fühlen sich verunsichert, ziehen sich zurück oder empfinden Scham. Dabei sind die Symptome eine normale körperliche Entwicklung, für die man sich keineswegs schämen muss.
Was hilft gegen die Beschwerden?
Hormonfreie Pflegeprodukte
Bei leichteren Beschwerden und zur können feuchtigkeitsspendende Cremes, Gele oder Vaginalzäpfchen hilfreich sein. Produkte auf Basis von pflanzlichen Ölen oder Hyaluronsäure, optimalerweise mit Milchsäure angereichert, unterstützen die Schleimhaut und stärken das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora.
Lokale Hormontherapie
Wenn die Beschwerden stärker sind, kann eine niedrig dosierte Östrogentherapie direkt in der Scheide wirksam sein. Diese Behandlung wirkt gezielt lokal und wird häufig gut vertragen – sollte jedoch immer ärztlich begleitet werden. Auch bei lokaler Anwendung sind mögliche Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen. Systemische Hormonersatztherapien haben nicht zwangsläufig einen positiven Effekt auf vulvovaginale Beschwerden.
Kann man einer vaginalen Atrophie vorbeugen?
Der Rückgang der Östrogenproduktion während der Wechseljahre ist ein natürlicher Vorgang, der sich nicht aufhalten lässt. Eine vollständige Vorbeugung der vaginalen Atrophie ist daher nicht möglich. Es gibt jedoch Möglichkeiten, das Risiko zu reduzieren und die Gesundheit des Intimbereichs zu fördern:
Gesunder Lebensstil: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Flüssigkeit unterstützen die Durchblutung und das Gewebe.
Rauchstopp: Rauchen beeinträchtigt die Durchblutung und schwächt die Schleimhäute zusätzlich.
Sexuelle Aktivität oder Stimulation: Regelmäßige Stimulation – auch ohne Penetration – fördert die Durchblutung, erhält die Elastizität des Gewebes und unterstützt die natürliche Befeuchtung.
1 https://www.menopause-gesellschaft.de/urogenitale-beschwerden
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26581580/
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