Während der Schwangerschaft verändert sich nicht nur der Körper sichtbar – auch im Intimbereich läuft vieles anders. Viele Frauen bemerken etwa mehr Ausfluss, ein verändertes Geruchsempfinden oder ein anderes Hautgefühl und damit einhergehend eine veränderte Reaktion auf Pflegeprodukte.
Hormonelle Umstellung – was passiert im Intimbereich?
In der Schwangerschaft steigt der Östrogenspiegel stark an. Dieses Hormon sorgt dafür, dass die Durchblutung im Genitalbereich zunimmt und die Schleimhäute stärker durchfeuchtet werden. Gleichzeitig verändert sich die Zusammensetzung des Scheidensekrets: Es wird meist milchiger, manchmal auch etwas reichlicher. Das ist in der Regel harmlos und sogar schützend – denn es trägt dazu bei, Krankheitserreger abzuwehren.
Gleichzeitig wird die Scheidenflora – also das vaginale Mikrobiom – durch die hormonellen Veränderungen empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen. Intensive oder falsche Intimpflege kann dieses Gleichgewicht stören und das Risiko für Infektionen erhöhen.
Häufige Intimbeschwerden in der Schwangerschaft
Einige typische Veränderungen im Intimbereich sind:
- Juckreiz oder Brennen – kann durch Pilzinfektionen oder pH-Wert-Veränderungen ausgelöst werden.
- Vermehrte Empfindlichkeit – durch bessere Durchblutung und hormonelle Einflüsse kann die Haut im Intimbereich empfindlicher auf Pflegeprodukte oder Reibung reagieren.
- Verstärkter Ausfluss – meist hormonell bedingt und normal, solange er geruchlos ist und keine Beschwerden verursacht. Wenn sich Geruch, Farbe oder Konsistenz verändern oder Beschwerden hinzukommen, sollte eine ärztliche Abklärung und gegebenenfalls frühe Behandlung erfolgen. Infektionen im Intimbereich können in der Schwangerschaft aufsteigen und im schlimmsten Fall zu Komplikationen führen.
Der Intimbereich nach der Geburt
Die Phase nach der Geburt, das sogenannte Wochenbett, ist ebenfalls von hormonellen Umschwüngen geprägt. Der Östrogenspiegel sinkt innerhalb von 24 bis 48 Stunden deutlich ab. Besonders spürbar wird das, wenn zusätzlich gestillt wird: Das Hormon Prolaktin, das für die Milchbildung zuständig ist, hemmt in dieser Zeit die Produktion von Östrogen weiter.
Viele Frauen berichten in dieser Zeit über:
- Trockenheit und Spannungsgefühle
- Juckreiz oder leichtes Brennen
- Vermehrte Empfindlichkeit bei Berührung
- Verändertes sexuelles Empfinden
- Schmerzen oder Unbehagen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
- Harnwegsinfektionen, bakterielle Vaginose, Pilzinfektionen
Sobald sich der Menstruationszyklus wieder einpendelt, steigt auch der Östrogenspiegel allmählich wieder an. Viele der Beschwerden bessern sich dann von selbst.
Intimhygiene - Sanfte Pflege für eine sensible Zeit
Gerade in dieser Zeit der starken Veränderung des Körpers ist die richtige Intimpflege besonders wichtig. Wer Scheidentrockenheit oder Infektionen vorbeugen will, sollte neben bewusster Ernährung, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und der Vermeidung von Stress auch auf das Wohlbefinden im Intimbereich achten:
- Bevorzugen Sie milde Intimwaschgels mit Milchsäure, die auf den sauren pH-Wert der Intimzone abgestimmt sind.
- Verwenden Sie eine probiotische Intimpflegecreme zur Linderung und Vorbeugung von Trockenheit und Hautirritationen – (nicht zur Anwendung in der Scheide). Diese sollte ebenso auf den vaginalen pH-Wert abgestimmt sein und kein Parfum oder bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten.
- Bitte meiden Sie Intimsprays, parfümierte Seifen oder aggressive Reinigungsmittel – sie reizen die Haut und stören Scheidenflora.
- Intimpflegecremen oder Gleitgels erleichtern den Geschlechtsverkehr und beugen Schmerzen vor
Intimpflege ist in dieser besonderen Lebensphase nicht nur eine Frage der Hygiene – sondern auch ein Akt der Selbstfürsorge und Achtsamkeit. Nehmen Sie sich die Zeit, auf Ihren Körper zu hören, ihn liebevoll zu begleiten – und holen Sie sich Unterstützung, wenn Beschwerden bestehen.
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinerinnen geprüft. Alle bereitgestellten Informationen und Inhalte sind für die allgemeine unverbindliche Unterstützung vorgesehen und enthalten weder Therapievorschläge noch Heilversprechen. Die Inhalte können das Gespräch zwischen Patient/in und Ärztin/Arzt unterstützen jedoch niemals einen Arztbesuch ersetzen.